Es wird keine einfache Rückkehr geben
von NGW-Redaktion/mk
ABITUR Gymnasiasten und Schulleiter halten Verlängerung der Schulzeit nicht nur für vorteilhaft
Die Kultusministerin will das Abitur nach neun Jahren wieder zur Regel machen. An den Schulen sieht man aber auch gute Gründe für die „G8“-Regelung.
VON URSULA GROSSE BOCKSHORN aus der Wilhelmshavener Zeitung vom 26.02.2014, Seite 3
WILHELMSHAVEN – Für Oliver Zwirtz ist die Sache klar. Er will so schnell wie möglich Abitur machen und dann studieren. Je jünger er in den Beruf einsteigen könne, um so besser seien die Aufstiegschancen, sagt der Zehntklässler des Neuen Gymnasiums.
Das Abitur nach acht Jahren Gymnasium hält er für eine gute Sache. Allerdings habe er sich auch nicht sonderlich anstrengen müssen. Da blieb sogar noch Zeit für Leistungssport.
Im Werte-und-Normen- Unterricht der Klasse 10 hat Renate Domanske, kommissarische Leiterin des Neuen Gymnasiums, ihre Schüler befragt. Zwölf befürworteten die von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) angekündigte Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren, sechs wollten bei „G8“ bleiben. Das war das Meinungsbild zu Beginn der Stunde.
Als sie am Ende der Stunde noch einmal die gleiche Frage stellte, stand es 13:5 zugunsten von „ 8“.
Renate Domanske plädiert für eine differenzierte Betrachtung des Themas. Sie kennt die Argumente der G8- Kritiker, nicht zuletzt aus Reihen der Eltern.
Der Stoff sei nur komprimiert worden und nicht entschlackt, die Freizeit der Schüler sei über Gebühr eingeschränkt worden.
Xenia Saru, ebenfalls aus dem zehnten Jahrgang, kann die Argumente durchaus nachvollziehen. Für sie selbst komme eine Umentscheidung nicht mehr in Frage. Sie will die durch die Verkürzung der Schulzeit gewonnene Zeit nutzen, um ein Freiwilliges Soziales Jahr abzuleisten oder ins Ausland zu gehen. Müsste sie ein Jahr länger zur Schule gehen, stünde in dem Jahr Lernen auf dem Programm. Für sie ist „G8“ ein Gewinn. Aber sie kann verstehen, dass für Kinder in Klasse 5 die Aussicht, wieder langsamer lernen zu können, im Vordergrund steht.
Der Begriff „Turbo-Abi“ seiaber irreführend, sagt Renate Domanske. Die Schüler müssten keineswegs ständig hochtourig ihre Schulzeit absolvieren. Es gebe durchaus Entspannungsphasen.
Sie hält „G8“ auch nicht für gescheitert. Die Durchfallquoten in der Abiturprüfung seien an ihrer Schule nicht gestiegen. Die Ergebnisse seien teilweise sogar besser als früher. Ob die frühere Entlassung der Schüler aber dazu führe, dass sie schneller im Beruf durchstarten können, sei ebenfalls fraglich. Sie habe gehört, dass die Abbrecherquoten an den Universitäten steigen.
Wichtiger als die Frage „G8 oder G9?“ sei für die Schulen, dass sie in Ruhe arbeiten könnten und nicht nach jedem Regierungswechsel mit politischen Kursänderungen aus dem Konzept gebracht würden.
Eine Forderung, die Günter Barkam, Leiter der Cäcilienschule, unterstreicht. Ihn habe die Ankündigung der Kultusministerin doppelt überrascht. Zum einen, weil die einberufene Expertenrunde erst im März ihre Ergebnisse vorlegen wird und nun im Februar schon feststehe, wohin die Reise gehen soll.
Zum anderen, weil Heiligenstadt bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen im vergangenen September in der Cäcilienschule die flächendeckende Rückkehr zu G 9 in einem Bundesland ausgeschlossen habe.
Gute Gründe für die Kehrtwende sieht Barkam allerdings auch.
Freiwillige Aktivitäten der Schüler hätten gelitten und vielfach hätten vor allem Jungen sich schwer getan. Außerdem habe die Gesellschaft versäumt, die Konsequenzen aus dem früheren Schulabschluss zu ziehen.
In England böten die Universitäten die notwendige Betreuung und Wohnmöglichkeiten für 17-jährige Studienanfänger an. In Deutschland blieben sie sich selbst überlassen.
Barkam geht allerdings davon aus, dass das neue „G9“ nicht gleichzusetzen mit dem alten sei. Es sei zu überlegen, wie die außerschulischen Erfahrungen wie das Freiwillige soziale Jahr in die wieder verlängerte Schulzeit einzubringen seien.
„Wir müssen Schule wieder neu denken“, so Barkam. Das hat Auswirkungen auch auf auf die Stundenplangestaltung. Unterricht in Mathematik, Englisch oder Deutsch werde es am Nachmittag dann weniger geben als zuletzt.
Für die Gesamtschulen hatte die rot-grüne Landesregierung gleich nach ihrem Amtsantritt die verlängerte Schulzeit wieder eingeführt.
Barbara Rossié, Leiterin der Integrierten Gesamtschule Wilhelmshaven, hält es für sinnvoll, den Schulen die Entscheidung über die G8 oder G9 zu überlassen oder auch beide Wege offenzuhalten. Lerntempo und Reifungsprozesse von Schülern seien sehr individuell.
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